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Handlungskompetenzen


Definition Kompetenz

Weinert

Potenzial geistige, personale und praktische Fähigkeiten für die Lösung von Problemen einsetzen.
Kopf - Herz - Hand (Pestalozzi) oder Wissen, Wollen und Können (Wollert)

Boterf

Kompetenz ist die Befähigung Ressourcen gezielt einzusetzen und zu kombinieren, um Arbeitssituationen zu bewältigen.

Definition Handlungskompetenz

Handlungskompetent ist, wer komplexe und zukunftsoffene Situationen eigeninitiativ, zielorientiert , fachgerecht, situationsgerecht und solzial verantwortlich bewältigt.

Berufsstolz

  • Fachkompetenz
  • Methodenkompetenz
  • Sozialkompetenz
  • Selbstkompetenz

Handlungskompetenzen formulieren

Eine Formulierung von Handlungskompetenzen beinhaltet:

  • Objekt: Gegenstand der Handlungskompetenz
  • Kontext: Bezug zum Arbeitsgebiet
  • Anforderung: Mindestanforderungen
  • Aktion: Beschreiben überprüfbare und beobachtbare Handlungen in Arbeitssituationen

Bsp: Die verschiedenen Elemente der Organisationsstruktur im Hinblick auf definierte Kriterien analysieren.

Stufen der Kompetenzerreichung

  1. Novizin, Anfänger
  2. Fortgeschrittener Anfänger
  3. Kompetenzstadium
  4. Gewandter Könner
  5. Expertin

Kompetenzstufenmodell nach Dreyfus&Dreyfus

Taxonomie für Handlungskompetenzen I

Stufe Grad der Erfüllung
1 Angeleitet
2 Selbständig
3 Flexibel
4 Analysierend
5 Bewertend
6 Strategieorientiert

Taxonomie für Handlungskompetenzen II

Schwierigkeitsgrad Grad der Erfüllung
1 Grundlegende Aufgabenstellungen
2 Erweiterte Aufgabenstellungen
3 Umfassende Aufgabenstellungen
4 Neue, vielschichtige Aufgaben

Taxonomie für Handlungskompetenzen III

Arbeitsbereich Grad der Erfüllung
1 Überschaubar und klar abgegrenzt
2 Überschaubar und zum Teil erweitert
3 Umfassend, sich verändernd
4 Erweitert und sich häufig verändert
5 Komplex, spezialisiert

Taxonomie für Handlungskompetenzen IV

Anforderungen Grad der Erfüllung
1 Unter Anleitung erfüllen
2 Selbständig erfüllen
3 Geplant und angepasst erfüllen
4 Fachgerecht erfüllen
5 Effizient erfüllen

Taxonomie für Handlungskompetenzen V

Aktion Grad der Erfüllung
1 Erfüllen
2 Erkennen
3 Analysieren
4 Bewerten
5 Strategieorientiert handeln

Leistungsniveaus

Leistungsniveau Verben
1 - einfache Leistungen sortieren, hinweisen, ausstellen, aufzeigen, unterscheiden, wiedergeben, bestimmen, anwenden, installieren,...
2 - erweiterte Leistungen analysieren, grafisch darstellen, einordnen, verändern, strukturieren, ordnen, prüfen, vergleichen,...
3 - komplexe Leistungen bewerten, beurteilen, entwickeln, planen, gestalten, empfehlen, beweisen, auswählen,...

Grenzen der Überprüfbarkeit

Performanz bezeichnet das Verhalten in einer Situation und ist direkt beobachtbar. Kompetenz hingegen lässt sich nicht einfach beobachten; sie liegt jedoch der Performanz zugrunde.

Die Spitze des Eisbergs über der Wasseroberfläche ist beobachtbar (Performanz). Der Teil des Eisbergs im Wasser bleibt dem Auge verborgen (Kompetenz).

Warum Prüfen

  • Feedback für Lernende
  • Feedback für Ausbildende
  • Lernen fördern
  • Leistungsbestätigung
  • Vorbereiten auf Stress
  • Vergleichbarkeit, Selektion und Qualitätssicherung
  • Motivation

Diagnose, Prognose und Eignung

Handlungskompetenzorientiert prüfen

  • Wissen, Können und Wollen muss überprüft werden
  • Mehrdimensionaler als konventionelle Prüfungen
  • Hohe Orientierung an der beruflichen Realität

Grundlagen Prüfungserstellung

Prüfungen müssen die folgenden Kriterien erfüllen:

  • gültig
  • zuverlässig
  • chancengerecht
  • ökonomisch
Ziele <-> Lehr-, Lernaktivitäten <-> Leistungsbeurteilung

Lernstandüberprüfung

  • Fremdprüfung
  • Selbstprüfung
  • Summative Lernstanderfassung (mit Note)
  • Formative Lernstanderfassung (ohne Note)
  • Prognostische Lernstanderfassung (Aufnahmeprüfung)

Analyse von Handlungskompetenzen

  • Frageraster und Koordinationssystem in den Bereichen Fach-, Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz

Schriftliche Prüfungsformen

  1. Offene und geschlossene Aufgabenstellungen
  2. Multiple oder Single Choice (M-S-C)
  3. Grössere schriftliche Arbeiten
  4. Texte schreiben
  5. Mini Cases (Reflexion vergangener, aktueller oder zukünftigen Handlungen)
  6. Fallstudien (Beurteilungsfall, Problemfindungsfall, Entscheidungsfall)
  7. Portfolio

Mündliche Prüfungsformen

  1. Fachgespräch
  2. Rollenspiel
  3. Präsentation / Referate

Praktische Prüfung

  1. Finden am Arbeitsplatz, Lehrwerkstatt, Labor o.ä. statt
  2. IPA
  3. VPA

Technologiebasierte Prüfungen

  1. AR, VR
  2. Künstliche Intelligenz
  3. Smartphones und Tablets
  4. Computergestützte adaptive Verfahren

Prüfungen in Gruppen

  1. Mündliche Gruppenprüfungen
  2. Schriftliche und praktische Gruppenprüfungen
  3. Prozess- und entwicklungsorientierte Prüfungen

Beurteilung von Handlungskompetenzen

Wahrnehmungsverzerrer

  • Halo-Effekt (Beeinflussung von Teileindrücken)
  • Strenge-, Milde- oder Mitteeffekt
  • Reihenfolgeeffekt
  • Hypotheseneffekt ("wer nicht im Unterricht mitmacht ist auch nicht interessiert")
  • Erwartungseffekt

Beurteilungsnormen

  • Kriterien und Indikatoren
    • Fachsprache, Umgang mit Fachsprache
    • Vorgehen bei Planung
    • Umsetzbarkeit / Machbarkeit der Lösung
    • Kompetenzstufenmodell
    • Berücksichtigung von Vorgaben
  • Sozial- und Individualnorm
    • Entwicklung des Lernenden
    • Vergleich in Gruppen

Benotung (Note 1 - 6) I

Note Beurteilung Indikatoren
<2 Nicht beurteilbar, sehr schwach Fachwissen lückenhaft, keine Fachsprache, kein methodisches Vorgehen, Argumentation ohne Logik
3 Ungenügend, schwach unsichere Verwendung Fachsprache, wenig systematisches Vorgehen, Argumentation wenig nachvollziehbar
4 Genügend Fachwissen meist genau, Fachsprache teils richtig, Argumentation ok

Benotung (Note 1 - 6) II

Note Beurteilung Indikatoren
5 Gut Fachwissen fundiert, meist sicher verwendete Fachsprache, methodisches Vorgehen, kleine logische Mängel
6 Sehr gut Fachwissen umfassend, sichere Verwendung Fachsprache, sehr systematisches Vorgehen, Argumentation nachvollziehbar und einleuchtend

Tipps für Korrektur

  • Namen bedeckt halten oder nicht nachschauen
  • Im Vorfeld Musterlösung mit Bepunktung erstellen
  • Eine Aufgabe ganz durch korrigieren
  • Reihenfolge der Prüfungen immer wieder anpassen
  • Bewertungshinweise auf Prüfung notieren (Nachvollziehbarkeit, auch für sich selbst)
  • Punkte erst zum Schluss zusammen zählen
  • Pausen beim Korrigieren einlegen